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Wenn plötzlich alles anders ist – Wie du mit unerwarteten Herausforderungen umgehen kannst

  • Autorenbild: Corinna Fleiß
    Corinna Fleiß
  • 28. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Aug.

Abstraktes minimalistisches Aquarellbild in Grün, Gelb, Blau und Schwarz-Weiß. Zarte, fließende Formen symbolisieren plötzliche Veränderungen und neue Möglichkeiten.

Und plötzlich ist alles anders

Du machst. Du planst. Du funktionierst. Vielleicht mit Leichtigkeit, vielleicht mit Mühe. Aber dein Leben hat eine Richtung. Es gibt Dinge, die du erwartest, auf die du hinarbeitest. Und es gibt Dinge, die du nicht erwartest.


Und dann passiert es. Ein Moment, der alles verändert. Eine Nachricht. Ein Schmerz. Ein Bruch in der Wirklichkeit. Vielleicht schleichend. Vielleicht von einer Sekunde auf die nächste. Aber plötzlich ist nichts mehr, wie es war.


Am Anfang fühlt es sich unwirklich an. Vielleicht versucht man, es zu ignorieren. Vielleicht lässt man sich völlig von dem Gefühl mitreißen. Es ist dieser eine Moment, in dem alles stillzustehen scheint. Vielleicht glaubt man, es gibt kein Weiter. Oder man weiß nicht, wie dieses Weiter aussehen soll.


Manche suchen Halt, sprechen mit anderen, wollen nicht allein sein mit ihren Gedanken. Andere ziehen sich zurück, weil alles zu laut, zu viel, zu unverständlich ist. Es gibt keinen richtigen Weg. Keine Regel, die sagt, wie man damit umgeht.


Leid ist nicht vergleichbar. Was dich erschüttert, mag für andere unsichtbar sein. Was dich sprachlos macht, würde jemand anderes vielleicht mit anderen Augen sehen.


Aber es ist dein Gefühl. Dein Erleben. Und das allein zählt.


Am Ende ist da nur eine Wahrheit: Nur du kannst spüren, was du in diesem Moment brauchst.


Wie wir mit dem Unerwarteten umgehen

Wenn etwas passiert, das unser Leben auf den Kopf stellt, reagiert unser Körper sofort. Vielleicht merkst du, wie dein Herz schneller schlägt. Dein Atem stockt. Dein Kopf fühlt sich leer an oder ist voller Gedanken, die sich überschlagen. Das ist normal. Unser Gehirn ist darauf programmiert, auf unerwartete Veränderungen zu reagieren – oft mit Stress, Angst oder sogar einer Art Schock.


Der Raum dazwischen

Der Psychiater Viktor Frankl, der selbst extreme Situationen erlebt hat, sagte einmal:

‚‚Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.‘‘

Das bedeutet: Auch wenn wir nicht kontrollieren können, was passiert, haben wir immer einen kleinen Moment, in dem wir entscheiden können, wie wir darauf reagieren. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht bewusst. Aber dieser Moment ist da.


Unterschiedliche Reaktionen sind verständlich

Einige Menschen brauchen Zeit, um zu begreifen, was passiert ist. Andere wollen sofort handeln. Beides ist richtig. Denn es gibt keinen festen Plan dafür, wie man mit plötzlichen Veränderungen umgeht.

Aber es gibt Wege, die helfen können, nicht in der Schwere des Moments stecken zu bleiben.


In der Wolke des Rückzugs

Ich erinnere mich gut daran, wie ich mich oft in einem Meer von Selbstmitleid wiederfand. In diesen Momenten fühlte sich mein Schmerz so unermesslich an, dass ich dachte, niemand könne es schwerer haben als ich.


Ich zog mich in eine Art ‚‚Wolke‘‘ zurück – eine eigene kleine Welt, die mich von der Außenwelt abschirmte. In dieser Wolke war es schwer, klar zu sehen. Es war, als ob ich mich in einem Raum voller Dunkelheit befand und nur das Gefühl von Schmerz und Ohnmacht wahrnahm.


Mit der Zeit begann ich jedoch zu begreifen, dass mir dieses Selbstmitleid nicht weiterhalf. Im Gegenteil:


  • Es verstärkte den Schmerz

  • Es zog mich tiefer in den Rückzug

  • Es entfernte mich von anderen


Aber ist es nicht häufig so, dass wir in schwierigen Zeiten das Gefühl haben, dass uns das Leben besonders hart trifft? Dass wir uns mit anderen vergleichen und glauben, es sei schlimmer für uns als für andere?


Vielleicht hängt das mit unserem natürlichen Bedürfnis nach Trost zusammen. Vielleicht suchen wir Bestätigung, dass unser Leid verstanden wird. Ich gebe zu, es war schön, dass meine Familie mir beistand, doch es war auch belastend für sie, mich immer wieder in dieser Wolke zu sehen. Ich musste lernen, mich aus dieser Wolke zu befreien und zu erkennen, dass auch andere Menschen mit ihren eigenen Kämpfen zu tun haben.


Schmerz lässt sich nicht vergleichen

In schwierigen Zeiten glauben viele Menschen, das Leben sei besonders hart zu ihnen. Doch der Versuch, Leid zu vergleichen, führt selten weiter. Denn:


  • Schmerz ist individuell

  • Leid ist nicht immer sichtbar

  • Jede Erfahrung ist einzigartig


Perspektivenwechsel statt Vergleich

Vielleicht hilft es mehr, die eigene Perspektive zu weiten, statt sich zu vergleichen.


Nicht um den eigenen Schmerz klein zu reden, sondern um zu sehen, dass wir nicht allein sind. Dass menschliche Verletzlichkeit uns verbindet.


Was wirklich zählt

Es geht nicht darum, welche Geschichte am schwersten wiegt. Es geht darum:


  • wie wir mit unseren eigenen Herausforderungen umgehen

  • wie wir lernen, für uns selbst da zu sein

  • wie wir andere unterstützen, ohne sie zu überfordern


MÖGLICHKEITEN, MIT PLÖTZLICHEN HERAUSFORDERUNGEN UMZUGEHEN

Wenn das Leben sich unerwartet verändert, beginnt – nach dem ersten Schock – die Phase der Auseinandersetzung. Es gibt viele Wege, wie man mit solchen Momenten umgehen kann. Kein Weg ist ‚‚richtig‘‘ oder ‚‚falsch‘‘.


Wichtig zu erkennen: Jede:r hat das Recht, die eigene Form des Umgangs zu finden.


Hier einige Impulse, die dabei unterstützen können:


AKZEPTANZ UND BEWUSSTSEIN

Manchmal hilft es zu erkennen, dass sich etwas verändert hat. Statt sich innerlich gegen die Situation zu stemmen, kann es entlastend sein, dem neuen Zustand bewusst zu begegnen.


Akzeptanz bedeutet nicht, aufzugeben. Sie kann ein erster Schritt sein, um wieder Vertrauen in sich selbst und in den eigenen Weg zu finden.


SELBSTMITGEFÜHL STATT SELBSTMITLEID

Ein feiner, aber entscheidender Umgang liegt in der Haltung:


  • Selbstmitleid lässt den Schmerz größer wirken, als er ist – und kann uns in der Rolle der Hilflosigkeit festhalten.

  • Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit Verständnis und Fürsorge zu begegnen.


So wie wir eine nahestehende Person begleiten würden – mit Wärme, Geduld und einem offenen Herzen – dürfen wir auch mit uns selbst umgehen.


DER BLICK NACH VORN – IN KLEINEN SCHRITTEN

Wenn die Zukunft unklar erscheint, kann es hilfreich sein, den Fokus auf das Nahe zu richten. Kleine, erreichbare Schritte sind oft wirkungsvoller als große Pläne.


Jeder noch so kleine Fortschritt kann Stabilität geben:


  • einen Tag bewusst gestalten

  • eine wohltuende Routine schaffen

  • einen Gedanken neu einordnen


Der Weg zurück ins Leben ist selten gerade – manchmal führt er in Schleifen, manchmal durch Pausen. Und das ist in Ordnung.


UNTERSTÜTZUNG SUCHEN – IN DER EIGENEN SPRACHE

Hilfe anzunehmen braucht Mut. Doch Unterstützung zu suchen, ist ein Akt der Selbstfürsorge – keine Schwäche. Das können Gespräche mit nahestehenden Menschen sein, aber auch professionelle Begleitung durch Fachpersonen.


Wichtig ist:


  • Die Form der Unterstützung darf individuell sein

  • Zuhören kann genauso viel bewirken wie reden

  • Du entscheidest, was dir gut tut


INNERE STÄRKE FÖRDERN

Was oft als ‚‚Resilienz‘‘ beschrieben wird, ist nichts anderes als die Fähigkeit, mit innerer Beweglichkeit auf das Leben zu reagieren. Diese Stärke wächst nicht über Nacht. Aber sie kann wachsen – langsam, beständig, leise.


Was helfen kann:


  • die eigenen Ressourcen (wieder) entdecken

  • sich selbst Erinnerung an bisher Bewältigtes geben

  • bewusste Momente der Ruhe und Ermutigung schaffen


Du musst nicht alles sofort wissen. Aber du darfst vertrauen, dass etwas in dir trägt.


Geduld mich sich selbst

Was ich für mich gelernt habe: Geduld ist kein passives Warten – sie ist ein Akt der Fürsorge. Bei mir zu bleiben, mein eigenes Tempo zu finden und innerlich zu sagen: Ich darf mir Zeit lassen.


Vielleicht liegt genau dort eine Kraft, die wir oft übersehen: nicht im schnellen Verändern, sondern im behutsamen Dasein.


♡ Corinna


Weiterführende Impulse

Viktor E. Frankl: Über den Sinn des Lebens

Kristin Neff: Selbstmitgefühl



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