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Im Atem des Glashauses – Roman zwischen Sehnsucht und Geheimnissen (2)

  • Autorenbild: Corinna Fleiß
    Corinna Fleiß
  • 1. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag

Das Bild zeigt ein kleines Glashaus in einer ruhigen, offenen Landschaft, umgeben von zwei Bäumen im Vordergrund und weiteren Bäumen im Hintergrund. Die Farbpalette ist überwiegend in warmen Gelb- und Goldtönen gehalten, was eine ruhige, fast träumerische Atmosphäre erzeugt. Das Glashaus steht leicht erhöht auf einem Hügel, mit einem offenen Blick Richtung Wasser oder Horizont im Hintergrund. Die Szene wirkt still, leicht melancholisch und vermittelt ein Gefühl von Einsamkeit und Intimität.

Die Begegnung

Emilia ging weiter über die Wiese, die sich vom steinernen Haus aus sanft hinabzog. Unter ihren Füßen raschelte das hohe Gras leise, und ein leichter Wind trug den salzigen Duft des Meeres herauf. Vor ihr öffnete sich der Blick zum Meer – endlos, schimmernd, von der Sonne geflutet. Rechts, auf einer sanften Anhöhe, erhob sich ein Glashaus. Geometrisch klar, von Licht umspielt, zugleich schützend und geheimnisvoll, wirkte es wie ein stiller Beobachter.


Die Ruhe war dicht, fast greifbar. Kein Laut, nur das Rascheln der Grashalme im Wind und das entfernte, sanfte Plätschern der Wellen. Unsicher verweilte Emilia, ihr Blick immer wieder zum Glashaus schweifend, ehe sie sich dem Meer zuwandte. Ein prickelndes Gefühl zog durch ihren Brustkorb: so viel Weite, so viel Atem.


‚‚Bonjour.‘‘


Die Stimme kam von hinten, leise, so dezent, dass sie beinahe überhört hätte. Emilia drehte sich erschrocken um. Ein Mann stand dort – groß, mit kurzem, leicht gelocktem, brünetten Haar. Sein Blick war aufmerksam, zugleich zurückhaltend. Ein kleines Zittern durchlief sie, ein warmer Stoß im Herzen, ohne dass sie benennen konnte, warum.


Unsicher versuchte sie, ein paar französische Worte hervorzubringen. Doch schon nach den ersten Silben merkte er, dass es ihr schwerfiel, und wechselte ins Englische. Ab diesem Moment verstanden sie einander, als hätte die Sprache sich selbst sanft angepasst.


Emilia erklärte stockend, dass sie vom Weg abgekommen sei. Eigentlich habe sie nur die Landschaft erkunden wollen, doch nun wisse sie nicht mehr, wie sie zurück ins Dorf zu ihrem Appartement komme. Ob hier ein Bus fahre oder ob vielleicht möglich sei, ein Taxi zu rufen. Leise fügte sie hinzu, dass der Akku ihre Telefons leer sei.


‚‚Es ist Freitagabend‘‘, erklärte er ruhig, beinahe sachlich. ‚‚Der Bus fährt nicht mehr, ein Taxi kommt hierher auch nicht, und ich selbst habe kein funktionierendes Auto. Nur der Fußweg bleibt – aber heute ist es vermutlich zu spät, zurückzugehen.‘‘


Ein kurzer Stich von Unsicherheit durchfuhr Emilia. Ihr Herz schlug schneller, und für einen Moment wollte sie einfach umkehren. Schon setzte sie an, sich zu verabschieden, als sie die Stimme wieder hörte.


‚‚Bleiben Sie. Bitte. Nicht hier unten.‘‘


Er deutete mit der Hand zum steinernen Haus. ‚‚Oben im Haus – die Haushälterin Melia. Sie wird sich um Sie kümmern.‘‘


Er ging nur ein Stück des Weges voran und Emilia passte sich seinem Schritt an. Bald kam die Haushälterin vom steinernen Haus ihnen entgegen, ruhig, sachlich, mit einem prüfenden, fast wissenden Blick.


Der Mann sprach einige Worte auf Französisch zur Haushälterin. Emilia verstand sie nicht, doch die Art, wie die Frau darauf reagierte, ließ keinen Zweifel: es ging um sie. Emilia folgte nur den Blicken zwischen den beiden. Für einen Moment fühlte sie sich außen vor, und doch lag in seinem kurzen flüchtigen Lächeln etwas, das ihr unerwartet Vertrauen gab. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging den Weg zurück zum Glashaus.


Die Haushälterin trat einen Schritt näher. ‚‚Kommen Sie. Ich zeige Ihnen das Zimmer‘‘, sagte sie in einem einfachen, unsicheren Englisch.


Einen Moment lang lag Schweigen in der Luft, ehe Emilia nickte und der Frau ins Haus folgte.


Kaum setzte sie den Fuß über die Schwelle, spürte sie, dass dieses Haus mehr war als nur Zuflucht. Die Stille darin war anders – schwer, fast geheimnisvoll. Ein Gefühl, das sie nicht loslassen würde.



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