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SELBSTZWEIFEL UND KÖRPERSYMPTOME – Wie mein Körper mir etwas sagen wollte und ich endlich hinhörte

  • Autorenbild: Corinna Fleiß
    Corinna Fleiß
  • 23. Juni
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag

Symbolbild mit zwei geschwungenen Linien und einem Punkt auf grünem Hintergrund – steht sinnbildlich für Selbstzweifel und Körpersymptome sowie das innere Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Loslassen.

Auf der Suche nach Antworten

Viele Jahre war ich auf der Suche. Ich hatte Fragen, auf die ich keine Antworten fand. Ich hoffte, dass es jemanden gibt, der versteht, wie es mir geht – eine Person, die mich begleitet.


Ich sehnte mich danach, dass sich etwas verändert. Dass auch in mir etwas anders wird.


Wenn Verstehen nicht reicht

Ich dachte: Wenn ich nur genug über mich weiß, genug reflektiere, genug verstehe, dann werden die Selbstzweifel und Körpersymptome leiser. Dann finde ich heraus wie ich sein kann, damit es ‚‚richtig‘‘ ist.


Aber je mehr ich suchte, desto unsicherer wurde ich. Ich fühlte mich irgendwann, wie die, die irgendwie nicht weiterkommt. Die, die es nicht schafft.


Was war eigentlich mein Ziel?

Ich wollte endlich eine Lösung. Eine klare Richtung. Irgendein Ziel, an dem ich mich orientieren kann. Früher dachte ich, mein Ziel sei es abzunehmen. Aber rückblickend war es nur die sichtbare Oberfläche. Dahinter lag etwas anderes – vielleicht der Wunsch, mich sicher zu fühlen. Mich zugehörig zu fühlen.


Oder einfach: gut genug zu sein.


Heute weiß ich: Diese eine Lösung gibt es nicht. Kein Plan, der für alles passt. Keine Methode, die garantiert, dass es besser wird. Und je mehr ich suchte, desto weiter entfernte ich mich von mir selbst.


Es war wie ein innerer Kampf. Ein Wort, das ich selten verwende – aber hier passt es. Denn genau so hat es sich angefühlt. Wie ein innerer Kampf. Und dieser Kampf hat mich erschöpft.


Als mein Körper stopp sagte

Ein leiser Wandel begann, als mein Körper im Jahr 2022 deutlich machte, dass es so nicht weitergeht.


Ich konnte nicht mehr. Ich blieb stehen. Zum ersten Mal spürte ich: Ich darf stehen bleiben. Ich darf aufhören zu suchen – ohne etwas falsch zu machen.


Heute höre ich mir zu

Ich begann langsam zu erkennen: Ich muss nicht ständig alles hinterfragen. Es gibt kein Ziel, das ich erreichen muss, um in Ordnung zu sein.


Und ich kann lernen, anders mit mir umzugehen – ohne Druck, ohne ständiges Funktionieren, ohne den Anspruch, alles verstehen zu müssen. Ich schreibe das nicht, weil jetzt alles geklärt ist, sondern weil ich heute anders mit mir umgehe.


Ich versuche, mir selbst mehr zuzuhören. Und mir Pausen zu erlauben. Nicht als Aufgabe. Sondern als Möglichkeit, überhaupt bei mir zu bleiben.


Vier Worte sind mir in dieser Zeit besonders wichtig geworden.

Grafik mit vier Feldern „loslassen“, „annehmen“, „da sein“ und „zuhören“ in Blau- und Grüntönen, symbolisiert innere Ruhe, Orientierung und Achtsamkeit.
Abb.1: Vier Worte (eigene Darstellung, Fleiß Corinna)

Sie helfen mir, Orientierung zu finden, wenn es in mir unruhig wird.


  1. ANNEHMEN – was gerade ist, ohne sofort zu bewerten

  2. ZUHÖREN – sich selbst ernst nehmen, auch in Unsicherheit

  3. LOSLASSEN – den Druck, funktionieren zu müssen

  4. DASEIN – ohne Zweck einfach präsent sein und Raum geben


Diese Worte sind keine Anleitung, sondern eine Orientierungshilfe – um auch in schwierigen Momenten bei mir zu bleiben.


Als alles zu viel wurde

Im Dezember 2022 war ein stiller Einschnitt.

Mein Körper rief so laut ‚‚Stopp‘‘, dass ich nicht mehr daran vorbeikam. Es war, als würde ich plötzlich aus meinem eigenen Leben gerissen. Ich war erschöpft – innerlich wie auch körperlich.


Selbstzweifel und Körpersymptome – Funktionieren, bis nichts mehr ging

Das ganze Jahr über hatte ich funktioniert. Ich war einem inneren Aktivitätsmarathon gefolgt. Ein Jahr voller Energie, voller Pläne, voller Veränderungen. Und ich dachte wie so oft: Ich schaffe das schon.


Ich glaubte auch, das Thema Essen läge hinter mir. Und mit ihm die Selbstzweifel. Aber mein Körper zeigte mir, da ist noch so vieles offen. Offene Fragen, offene Wunden – die liebevoll angeschaut werden wollten.


Zurückgehen und anders hinsehen

Damals lebte ich noch in Wien. Ein paar Wochen später entschied ich mich, zurück nach Kärnten zu gehen – zu meinen Eltern. Ich ließ vieles hinter mir – nicht, um alles zu vergessen, sondern um anders hinzuschauen.


Was dann kam, war eine Phase, die ich heute kaum in Worte fassen kann. Wochen und Monate, geprägt von Schmerz. Von Angst. Von dem Gefühl allem ausgeliefert zu sein. Manchmal war der körperliche Schmerz so heftig, dass ich kaum aufstehen konnte.


Ich hatte nie den Wunsch, alles aufzugeben. Aber hatte oft das Gefühl: Ich kann nicht mehr. Ich war so erschöpft, dass ich am liebsten nur noch geschlafen hätte. Nicht aus Trägheit, sondern weil ich einfach nichts mehr spüren wollte.


Und doch: Eine leise Hoffnung war immer da. Ein Gedanke, der nie ganz verschwand: Vielleicht hat das alles einen Sinn.


Tobi und Frieda – Wenn Schmerz und Angst Namen bekommen

In dieser Zeit begann ich, dem Schmerz und der Angst Namen zu geben. Nicht um sie klein zu machen, sondern um sie sichtbar zu machen. Ich nannte den Schmerz Tobi. Die Angst nannte ich Frieda.


Es fiel mir leichter, mit ihnen zu sprechen, als ständig über ‚‚meinen Schmerz‘‘ zu reden. Tobi und Frieda gehören seitdem zu meinem inneren Kreis. Sie sind bei mir – nicht als Feinde, sondern als Anteile, die dazugehören. Manchmal kommen sie näher, manchmal ziehen sie sich zurück. Manchmal sind sie laut, manchmal kaum spürbar. Aber sie sind da.


Mit mir – nicht gegen mich

Seit über zwei Jahrzehnten waren sie Teil meiner Essproblematik. Und als sich meine Beziehung zum Essen veränderte, wurden sie umso präsenter. Ich versuche ihnen zuzuhören – auch wenn ich manchmal wütend bin, wenn sie auftauchen. Aber ich spüre: Sie wollen mir etwas zeigen. Sie wollen nicht gegen mich sein, sondern mit mir gehen. Vielleicht ziehen sie sich eines Tages zurück. Aber bis dahin wohnen sie bei mir.


Was ich mit der Zeit erkannt habe

Ehrlichkeit – mit mir selbst und mit anderen – ist eines der wichtigsten Dinge, die ich auf diesem Weg gelernt habe. Nicht alles war von Anfang an offen und sichtbar.


Viele Jahre habe ich vieles verstecken müssen, um irgendwie bestehen zu können. Ich habe Geschichten erfunden, Lücken gelassen und mich vor manchen Dingen geschützt, indem ich mich davon ferngehalten habe.


Diese Schutzmechanismen waren notwendig, um auszuhalten, was ich damals nicht aussprechen konnte. Das war nicht einfach, aber es gehörte zu mir.


Heute ist das anders. Ich habe nichts mehr zu verbergen. Mein Leben ist mein Leben, und wenn andere davon lesen, ist das für mich in Ordnung.


Viele Menschen tragen ähnliche Erfahrungen mit sich. Deshalb ist mir Austausch so wichtig – das ehrliche Teilen dessen, was in uns vorgeht, und das gegenseitige Verstehen.


Dieser Weg ist nicht leicht, nicht romantisch, und er fordert viel. Aber er hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Nicht, weil ich den Schmerz verherrliche, sondern weil ich angefangen habe, hinzuschauen – ohne zu verdrängen.


Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Weg leichter gewesen wäre. Aber so war es nicht, und jetzt ist es, wie es ist. Ich gehe heute in meinem eigenen Tempo, mit meiner eigenen Klarheit. Was zu mir gehört, ist da – und das reicht.


MEINE PERSÖNLICHEN ERKENNTNISSE AUF DIESEM WEG

ANNEHMEN STATT BEWERTEN

Nicht alles muss sofort verstanden oder verändert werden. Es darf erst einmal da sein.


BEGLEITUNG STATT EINSAMER SUCHE

Gespräche mit Menschen, die zuhören und da sind, haben vieles leichter gemacht.


SANFTE BEWEGUNG STATT LEISTUNGSDRUCK

Es geht nicht um Ziele, sondern um Verbindung mit meinem Körper – im eigenen Tempo.


BERÜHRUNG UND KÖRPERLICHE VERBUNDENHEIT

Berührungen mit natürlichen Ölen haben mir geholfen, mich wieder zu spüren.


WENIGER IST OFT MEHR

Nicht alle Impulse auf einmal – sondern eines nach dem anderen. In meinem Tempo.


VERGLEICHE SANFT AUFLÖSEN

Jeder Weg ist individuell. Was anderen hilft, muss nicht automatisch zu mir passen – und umgekehrt.


EHRLICH SEIN

Mit mir selbst und mit anderen. Das war nicht immer leicht, aber es hat vieles verändert.


DANKBARKEIT

Nicht für den Schmerz, sondern dafür, dass ich heute hinschauen und meinen Weg bewusst gestalten kann.


♡ Corinna




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